MFJ 299

                    Compressor/Graphic Equalizer Desktop Microphone

 

 

Nun hat die relativ lange Suche nach einem passenden Standmikrofon ein erfolgreiches Ende gefunden. Voraussetzung war daß es kein „dynamisches Mikrofon ohne Vorverstärker“ sein darf weil ich davon nicht besonders überzeugt bin – für mich machen Tischmikrofone keinen Sinn die erst eine vernünftige Modulation bringen wenn man auf einen Besprechungsabstand von etwa 5 Zentimetern an das Mikrofon herangehen muss – da kann ich gleich beim Betrieb mit Handmikrofon bleiben.....

 

So habe ich nun das Mikrofon MFJ-299 geordert und nun einem ersten Test unterzogen. Das verwendete Funkgerät ist ein Yaesu FT 847 – und an diesem Gerät soll das Mikrofon auf VHF/UHF in FM und SSB seinen Haupteinsatzbereich haben.

 

Die Auflistung der technischen Daten erspare ich mir da es im Internet seitenweise Informationen gibt die man dort ausführlich abrufen kann, mir geht es eher um den Praxistest.

 

1, Sehr gut gelöst sind die beiden möglichen Stromversorgungen. Man kann das Mikro durch eine 9-V-Blockbatterie oder aber vom Funkgerät her über das Mikrofonkabel mit der nötigen Betriebsspannung versorgen. So ist der Einsatz an eigentlich allen möglichen Funkgeräten gewährleistet.

 

2, Je nach verwendetem Funkgerät lassen sich einige Funktionen vom Mikrofon aus steuern. In meinem Fall ist es lediglich der Suchlauf im VFO- oder Memory-Modus – bei anderen Gerätetypen kann man möglicherweise noch den 1750-Hz-Ton auslösen oder die Bandbreite umschalten.

 

3, Das „Level-Meter“ – ein Kombiinstrument das auch zum „Batteriecheck“ verwendet wird hätte man sich eigentlich sparen können. Nachdem ich das Mikrofon für meinen Einsatz entsprechend eingestellt hatte war an dem Aussteuerungsinstrument kaum ein Ausschlag beim senden zu sehen – obwohl ich den Output-Level auf Stufe 7 eingeregelt habe. Der Batteriecheck funktioniert gut – ich persönlich brauche ihn nicht weil das Mikrofon vom Gerät aus mit Strom versorgt wird.

 

4, Der Equalizer – zumindest in meinem Fall ist das Mikrofon ohne den Equalizer zu aktivieren einfach zu dunkel. Auch wird ordentlich was an Hintergrundgeräuschen mitübertragen obwohl ich den Kompressorschalter auf Stufe „LOW“ eingestellt habe. Der Equalizer selbst bzw. die Regler sind nicht besonders linear, bringen aber ordentlich Einstellungsmöglichkeiten zur individuellen Anpassung ins Spiel. Es macht richtig Laune daran solange zu spielen bis man die optimale Einstellung für das Zusammenspiel „Stimmlage Operator, optimale Aussteuerung und Zusammenspiel mit dem Funkgerät“ gefunden hat. Ein bißchen Geduld, ein Zweitgerät um sich selbst abzuhören und vielleicht noch möglichst neutral beurteilende Gegenstationen sind auf jeden Fall angebracht.

 

5, Der Kompressor – der steht im FM-Betrieb grundsätzlich in Stellung „LOW“ – bei SSB-Betrieb ist „MED“ noch brauchbar um den nötigen „Druck“ zu erzeugen – die Stellung „HIGH“ kann man sich ersparen, da wird der Hintergrund so laut mitübertragen daß es keinen Spaß mehr macht.

 

6. Die „ON AIR“-LED – völliger Mist da sie im Empfangsbetrieb sinnlos vor sich hinblinkt und beim senden in Dauerlicht wechselt. Wirklich gut sichtbar ist sie sowieso nur wenn man von oben auf das Mikrofon schaut – von vorne sieht man das Ding kaum. Man hat lediglich eine Kontrollmöglichkeit ob das Mikrofon noch eingeschaltet ist wenn man im Batteriebetrieb arbeitet – so kann man das Mikro komplett abschalten wenn man nicht funkt und spart sich somit eventuell erhöhten Batterieverbrauch.

 

 

Ansonsten – beim Druck auf die PTT- oder LOCK-Taste gibt das Mikrofon einen leisen, hellen Piepston von sich. Dieser wird nicht auf dem Funkweg mitübertragen. Welchen Sinn dieser doch sehr leise Piepston machen soll bleibt ein Rätsel und man kann ihn auch nicht abschalten. Wen das nervt – Mikrofon aufmachen, Kabel des Minipiepsers abzwicken und schon ist Ruhe. Allerdings ist dann die Garantie auch weg – und der Ton ist wirklich sehr leise sodaß er nicht stört...

HF-Probleme konnte ich bisher keine feststellen. Ich habe mit 50 Watt SSB gesendet und mein Shack befindet sich etwa 2,50 Meter unter den Antennen – keine Probleme auf VHF/UHF. Also - in Sachen 2m/70cm ist das Mikrofon eine feine Sache und es macht richtig Laune damit zu arbeiten.

Als ich anschließend einen Versuch am Kurzwellengerät machen wollte, mußte ich eine ordentliche Enttäuschung hinnehmen. Egal mit welcher Sendeleistung ich arbeiten wollte - heftige HF-Einstrahlungen führten zur teils völligen Verzerrung der Modulation! Was ich auch immer versuchte - ob Klappferrite um das Mikrofonkabel, Reduzierung der Sendeleistung aufs Minimum, Mikrofon woanders hinstellen - keine Chance - die Einstrahlungen blieben vorhanden. Irgendwie unverständlich - denn wenn ich am gleichen Gerät das originale Handmike oder aber ein ICOM SM-8 betreibe (das ebenfalls mit einem Vorverstärker ausgerüstet ist!), gibt es absolut keine Probleme. Zur Fairneß muß ich vielleicht erklären daß sich meine KW-Antenne in gleicher Höhe wie das Shack befindet und in einer Entfernung von etwa 7 Metern der Draht parallel entlangläuft - aber seltsamerweise funktionieren ja andere, selbst vorverstärkte, Mikrofone auch störungsfrei.

Da das Mikrofon so für mich nicht einsatzfähig war, habe ich es daher wieder weiterveräußert. Der OM der es gekauft hatte wußte von dem Problem und wir vereinbarten gleich einen Test sobald er es zuhause installiert hat.

Tja - es war fast zu erwarten, hi! Das Ding funktioniert bei ihm hervorragend! Keinerlei Einstrahlungen, astreine Modulation, egal an welchem Gerät. Bei ihm ist das Shack im Erdgeschoss, die Antennen auf dem Dach bzw. hoch am Mast - er ist mit dem Mikrofon absolut zufrieden. Fazit - in meinem "Hochfrequenz-Testgelände" sind wohl solche nicht perfekt abgeschirmten Mikrofone nicht verwendbar :-(

 

Mein Eindruck – viel Mikrofon zum passenden Preis. Das Design ist Geschmackssache, die Verarbeitung gut, die Schieberegler des Equalizers leichtgängig. Die Knöpfe und Regler sind nicht wackelig – da Mikrofon selbst steht sicher auf dem Stationstisch und verrutscht nicht so schnell – Dank vier Gummifüßchen und seinem guten Eigengewicht.

 

Somit – durchaus empfehlenswert - bei dem, der seine Antennen weit genug vom Shack entfernt betreibt.

 

73 de Mike (DO1MDE)